Zytomegalie: Kleinkind kuschelt mit schwangeren Mama

Zytomegalie ist eine weit verbreitete, aber relativ unbekannte Infektionskrankheit. Für dich ist eine Ansteckung in der Schwangerschaft harmlos. Bei deinem ungeborenen Baby aber kann eine CMV-Infektion zu gesundheitlichen Problemen führen. Doch was genau ist Zytomegalie?

Was ist Zytomegalie?

Zytomegalie, auch Cytomegalie oder CMV-Infektion genannt, wird vom Zytomegalievirus ausgelöst. Eine Infektion verläuft bei gesunden Erwachsenen und Kindern entweder komplett symptomlos oder es kommt zu grippeähnlichen Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen. Da die Symptome unspezifisch sind, wissen die meisten Menschen nicht, ob sie das Virus in sich tragen.

Das Virus gehört zur Gruppe der Herpesviren und bleibt nach einer Erstinfektion ein Leben lang im Körper. Die Zytomegalieviren können neu aktiviert werden, beispielsweise, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Eine Reinfektion verläuft aber beinahe immer ohne Beschwerden.

Zytomegalie in der Schwangerschaft

Mehr als die Hälfte der Frauen tragen das Zytomegalievirus nicht im Körper, wenn sie schwanger werden. Das bedeutet, du könntest dich in der Schwangerschaft zum ersten Mal mit dem Virus infizieren. Das Problem ist, dass das Virus auf dein Baby im Bauch übertragen werden kann.

Im 1. und 2. Trimester liegt die Wahrscheinlichkeit, dass du das Virus auf dein Baby überträgst bei etwa 20 bis 40 %. Im 3. Trimester bei 50 bis 70 %. Je früher eine CMV-Infektion in der Schwangerschaft auftritt, desto höher ist das Risiko, dass das Baby gesundheitliche Folgen davonträgt. Die gute Nachricht ist, dass dennoch die Mehrheit der infizierten Babys gesund auf die Welt kommen.

Wenn du das Virus bereits in dir trägst und es in der Schwangerschaft neu aktiviert wird, kannst du es ebenfalls auf dein Baby übertragen. Das passiert aber sehr selten, die Wahrscheinlichkeit liegt bei unter 3 %.

Was bedeutet eine angeborene CMV-Infektion für dein Baby?

Wenn sich dein Baby im Bauch mit dem Zytomegalievirus infiziert, nennt man das kongenitale oder konnatale CMV-Infektion. Die Mehrheit der Babys mit einer kongenitalen CMV-Infektion wird ohne Symptome geboren. Etwa 10 % der Babys, die sich im Bauch angesteckt haben, kommen jedoch mit Symptomen zur Welt. Mögliche Symptome sind:

  • Geringes Geburtsgewicht
  • Gelbsucht
  • Vergrößerte Leber und Milz
  • Gerinnungsstörungen
  • Wasserkopf, auch Hydrocephalus genannt
  • zu kleiner Kopf
  • Blutungen im Gehirn
  • Schädigung der Augen
  • Hördefekte
  • Einblutungen in die Haut, auch Petechien genannt
  • Verkalkungen im Gehirn

Die Symptome können dauerhaft bleiben und es können geistige und körperliche Behinderungen entstehen. Oft haben diese Kinder mit Lernstörungen, Hörproblemen und Sehbehinderungen zu kämpfen.

Auch bei den Babys, die nach einer CMV-Infektion ohne Symptome zur Welt kommen, können sich gesundheitliche Probleme entwickeln. Das passiert bei 10 von 100 infizierten Babys. Meistens handelt es sich dabei um Hörschädigungen oder leichte Entwicklungsverzögerungen.

Gut zu wissen:

Lass das Gehör deines Babys regelmäßig untersuchen

Wenn dein Baby mit einer konnatalen CMV-Infektion geboren wurde, sollte das Gehör in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. So kann eine Hörschädigung rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Wie wird Zytomegalie übertragen?

Zytomegalie wird durch Schmierinfektionen übertragen. Das bedeutet, das Virus befindet sich zum Beispiel im Sperma, Urin und Speichel der Infizierten. Man kann sich also bei allen Personen anstecken, mit denen man engen Kontakt hat. Schwangere, die bereits Kinder haben, stecken sich meistens bei ihren Kindern an, die das Virus in sich tragen und ausscheiden.

CMV-Test in der Schwangerschaft

Wenn du wissen möchtest, ob du Zytomegalie bereits hattest und damit vor einer Erstinfektion geschützt bist, kannst du einen Bluttest machen lassen. Dabei werden die CMV-Antikörper in deinem Blut bestimmt. Der Test wird allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen, außer es gibt Auffälligkeiten in deiner Schwangerschaft.

Was, wenn du dich in der Schwangerschaft mit Zytomegalie angesteckt hast?

Wenn du eine Erstinfektion in der Schwangerschaft hast, wird deine Frauenärztin regelmäßige Ultraschalluntersuchungen machen und die Entwicklung deines Babys kontrollieren. Bei einer Fruchtwasseruntersuchung kann man feststellen, ob du das Virus auf dein Baby übertragen hast.

Leider gibt es keine sichere Methode, um die Übertragung auf dein ungeborenes Baby zu verhindern. Wenn die Infektion frisch ist und du dich im 1. Trimester befindest, kann eine sogenannte off-label Behandlung infrage kommen. Das ist eine Behandlung mit Medikamenten, die für Schwangere nicht offiziell zugelassen sind, in Einzelfällen aber sinnvoll sein können.

In diesem Fall handelt es sich um CMV-Antikörper, auch CMV-Hyperimmunglobuline genannt. Studien lassen vermuten, dass CMV-Hyperimmunglobuline die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf dein Baby senken. Vor einer Behandlung solltest du dich ausführlich von einem erfahrenen Arzt beraten lassen.

Behandlung einer konnatalen CMV-Infektion

Wenn vermutet wird, dass dein Baby sich mit dem Zytomegalievirus infiziert hat, muss nach der Geburt beobachtet werden, ob sich das Virus im Speichel oder Urin deines Babys befindet. Leider gibt es keine anerkannte und sichere Behandlung für dein Baby, wenn es mit einer CMV-Infektion auf die Welt kommt.

In Einzelfällen, kann über eine antivirale Therapie nachgedacht werden. Vor allem, wenn das Gehirn deines Babys betroffen ist, kommt diese Behandlung infrage. Allerdings ist auch diese Behandlung eine off-label Behandlung und die Medikamente können starke Nebenwirkungen haben. Eine Behandlung muss immer genau abgewogen werden und darf nur unter der Leitung von erfahrenen und spezialisierten Ärzten erfolgen.

Stillen und Zytomegalie

Wenn du vor oder während deiner Schwangerschaft Zytomegalie hattest, dann befindet sich das Virus höchstwahrscheinlich auch in deiner Muttermilch. Das ist aber nicht weiter schlimm. Auch wenn sich dein Baby über die Muttermilch anstecken sollte, ist das Virus für gesunde Babys nicht gefährlich. Die Krankheit verläuft in diesen Fällen fast immer symptomlos. Nur, wenn dein Baby ein Frühchen ist, solltest du das Stillen vorher mit deinem Arzt abklären.

Wie kannst du dich vor einer CMV-Infektion schützen?

Leider gibt es bis jetzt keine Impfung gegen Zytomegalie. Da das Virus in Körperflüssigkeiten zu finden ist, ist es wichtig, auf Hygiene zu achten. Insbesondere, wenn du schon Kinder hast oder viel mit anderen kleinen Kindern im Kontakt bist, ist gute Hygiene wichtig.

  • Vermeide Kontakt mit Speichel und Urin: Versuche, unnötigen Kontakt mit Speichel und Urin zu vermeiden. Benutze nicht dasselbe Besteck, Geschirr oder dieselben Handtücher wie dein Baby und teilt euch kein Essen.
  • Wasche deine Hände gut: Wenn du schon Kinder hast, lässt es sich natürlich nicht immer vermeiden, dass du mit Speichel oder Urin in Kontakt kommst. Denke daran, nach dem Windeln wechseln, Nase putzen und Ähnlichem immer gut die Hände zu waschen.
  • Küsse dein Kind nicht auf den Mund: Auch wenn es schwerfällt, küsse deine Kinder während der Schwangerschaft nicht auf den Mund. So vermeidest du den direkten Kontakt mit ihrem Speichel. Nimm auch nicht den Schnuller deines Babys in den Mund.

Zytomegalie Beschäftigungsverbot für Erzieherinnen

Für Schwangere, die das Zytomegalievirus nicht in sich tragen und viel Kontakt mit Babys und Kleinkindern bis zum 3. Lebensjahr haben, gilt ein Beschäftigungsverbot. Aber auch wenn du mit älteren oder behinderten Kindern arbeitest, solltest du aufpassen, dass du nicht mit Körperflüssigkeiten in Kontakt kommst.