Doktor macht einen Abstrich für RSV.

RS-Viren kommen weltweit vor und sorgen regelmäßig für unzählige Atemwegsinfektionen. Erwachsene haben oft keine Symptome, bei Babys und Kleinkindern kann die Erkrankung aber schwerer verlaufen. Wir verraten dir, was du tun kannst, wenn sich dein Baby mit RSV angesteckt hat.

Kinderarzt Dr. med. Ralf Brügel
Geschrieben durch Redaktion 24schwanger.de
Letztes Update 8 Mai 2023
Medizinisch überprüft durch
Dr. med. Ralf Brügel , Kinderarzt
Kinderarzt Dr. med. Ralf Brügel
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Das Wichtigste im Überblick

  • Was ist RSV?

    RS-Viren reizen die Atemwege. In den meisten Fällen verläuft eine Erkrankung mild. Bei Babys und Kleinkindern kann es aber zu schwereren Verläufen kommen. Vor allem, wenn ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist.

  • Wann muss mein Baby zum Arzt?

    Wenn dein Baby schneller atmet, einen rasselnden Husten und Fieber hat, solltest du mit deinem Baby zum Kinderarzt. Er kann feststellen, ob es sich um RS-Viren handelt.

  • Wie wird RSV behandelt?

    Normalerweise kann sich dein Baby zu Hause auskurieren. Wenn es Atemprobleme bekommt, sich die Haut blau verfärbt, es schlapp und müde ist und wenig trinkt, sollte es im Krankenhaus behandelt werden.

Was bedeutet RSV?

RSV ist eine Abkürzung und steht für Respiratorisches Synzytial-Virus. Die RS-Viren sind auf der ganzen Welt verbreitet und betreffen die oberen und unteren Atemwege. In den meisten Fällen verläuft eine RSV-Infektion harmlos mit erkältungsähnlichen Symptomen wie Husten und Schnupfen. Nach etwa 3 bis 12 Tagen klingen die Symptome von selbst ab. Bei Erwachsenen verläuft eine Ansteckung oft ohne Symptome und wird deshalb nur selten erkannt.

RSV bei Babys und Kleinkindern

Bei Babys und Kleinkindern kann eine Ansteckung mit RS-Viren schwer verlaufen. Denn ihr Immunsystem muss erst noch lernen, wie es die Viren bekämpfen kann. Bei Babys und Kleinkindern unter zwei Jahren kann es außerdem zu Komplikationen wie einer akuten Mittelohrentzündung, einer RSV-Bronchiolitis oder einer Lungenentzündung kommen. Aber keine Angst, ein schwerer Verlauf ist eher selten. Nur bei etwa 5,6 von 1000 Babys verläuft eine Ansteckung schwer.

Wusstest du, dass...?

Dein Kind steckt sich bis zum 3. Geburtstag mindestens einmal mit RSV an

RS-Viren sind so weit verbreitet wie Grippeviren. Da sich während der RSV-Wellen zwischen November und April viele Menschen anstecken, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Kind bis zum dritten Lebensjahr mindestens einmal eine RSV-Infektion durchgemacht hat.

Wie wird RSV übertragen?

RSV sind Erreger, die sich über die sogenannte Schmier- und Tröpfcheninfektion verbreitet.

  • Tröpfcheninfektion: Wenn du niest, gelangen die RS-Viren in winzig kleinen Tröpfchen in die Luft. Wenn ein anderer diese Tröpfchen einatmet, kann er sich anstecken.
  • Schmierinfektion: Ärzte vermuten außerdem, dass RS-Viren übertragen werden, wenn du Gegenstände und Oberflächen berührst, auf denen sich Viren befinden. Zum Beispiel, wenn du jemandem die Hand gibst oder eine kranke Person vor dir den Türgriff angefasst hat.

Inkubationszeit von RSV

Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch einer Krankheit nennt man Inkubationszeit. Sie beträgt bei RS-Viren zwischen 2 und 8 Tage. Die meisten Menschen, die sich mit RSV angesteckt haben, zeigen nach etwa 5 Tagen die ersten Symptome. Schon einen Tag nachdem du dich angesteckt hast, kannst du andere infizieren. Da die Erkrankten dann noch keine Symptome zeigen, gelten RS-Viren als hochansteckend.

Was sind RSV-Symptome?

Etwa 3 bis 5 Tage nachdem sich dein Kind angesteckt hat, kann es die folgenden Symptome haben:

Die RS-Viren können sich auch in den unteren Atemwegen ausbreiten. Dazu gehören die Luftröhre, die Bronchien und die Lungen. Durch die Entzündung der unteren Atemwege, kann dein Kind weitere Symptome zeigen:

  • Schnelle Atmung
  • Rasselnder Husten
  • Produktiver Husten, mit Schleimauswurf
  • Trockene, kalte und blasse Haut
  • Eingefallene Fontanelle, bei Babys unter 18 Monaten

RSV-Bronchiolitis bei Babys und Kleinkindern

Bei einem schweren Verlauf können sich die unteren Atemwege entzünden. In diesem Fall spricht man von einer RSV-Bronchiolitis. Sie betrifft vor allem Kinder unter zwei Jahren und tritt besonders häufig bei Babys unter 6 Monaten auf.

Wenn dein Baby eine Bronchiolitis hat, verengen sich die Atemwege. Dadurch fällt es deinem Baby schwerer zu atmen. Deshalb sollte dein Baby bei eine schweren Verlauf auf jeden Fall im Krankenhaus behandelt werden. Denn durch die verengten Atemwege kann es vor allem bei Babys zu Atemaussetzern und Atemnot kommen. Das kann lebensgefährlich sein.

Bei den meisten Kleinkindern sind die Symptome nur leicht ausgeprägt. Sie husten, haben eine verstopfte Nase und Atmen schneller, sind aber wach, fröhlich und haben weiterhin einen guten Appetit.

Daran kannst du einen schweren Verlauf erkennen:

  • Dein Baby atmet schnell und flach.
  • Es beansprucht die Atemmuskulatur stark und die Nasenflügel weiten sich.
  • Dein Baby ist quengelig und will nicht trinken.
  • Es erbricht sich und Fieber hat.

Wichtig

Rufe sofort den Notarzt, wenn dein Baby unter Atemnot leidet

Eine Atemnot kannst du daran erkennen, dass dein Baby schnell atmet, blaue Lippen, Fingernägel oder Augenlider bekommt und plötzlich ein rasselnder, pfeifender oder keuchender Husten einsetzt. Mit unseren Tipps zur Ersten Hilfe kannst du deinem Baby im Ernstfall schnell helfen, wenn es keine Luft mehr bekommt.

Risikofaktoren für einen schweren RSV-Verlauf

Normalerweise verläuft eine RS-Infektion bei Babys und Kleinkindern ohne Probleme. Es gibt allerdings einige Risikofaktoren, die einen schweren Verlauf begünstigen:

  • Dein Baby ist ein Frühchen.
  • Du hast Mehrlinge.
  • Dein Baby ist jünger als 6 Monate.
  • Dein Baby hat angeborene Veränderungen der Atemwege.
  • Wenn das Immunsystem deines Babys geschwächt ist oder sich nicht aufbauen konnte.
  • Es hat chronische Lungenerkrankung.
  • Dein Baby hat angeborene Herzfehler.
  • Es hat Down-Syndrom oder andere Chromosomenabweichungen.
  • Geschwister sind im Kindergarten.
  • Im Haushalt wird geraucht.
  • Du hast Asthma, Neurodermitis oder Heuschnupfen in der Familie.

Wusstest du, dass...?

Es gibt eine Schutzimpfung für Hochrisiko-Babys

Ärzte empfehlen eine Schutzimpfung für Babys, die ein stark erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf des RS-Virus haben. Die Impfung darf aber nur gemacht werden, wenn dein Baby bestimmte Kriterien erfüllt. Dazu zählen zum Beispiel Frühchen oder Babys mit angeborenem Herzfehler. Die Impfung sollte während der RSV Welle monatlich aufgefrischt werden. Dein Kinderarzt kann dich zu der Impfung beraten.

Diagnose von RS-Viren

Ob sich dein Baby mit RS-Viren angesteckt hat, ist nicht einfach zu erkennen. Denn die Symptome unterscheiden sich nicht von anderen Virusinfektionen der Atemwege. Wenn dein Baby grippeähnliche Symptome hat, schlecht Luft bekommt und hohes Fieber hat, solltest du mit deinem Baby zum Kinderarzt. Nur ein Arzt kann dein Kind auf RSV untersuchen.

  • Anamnese: Bei der Anamnese, der sogenannten Patientenbefragung, wird dich der Kinderarzt zu den Symptomen deines Babys befragen. Zum Beispiel, ob dein Baby Fieber hat, es genug trinkt oder Atemprobleme hat.
  • Körperliche Untersuchung: Danach wird der Kinderarzt dein Baby gründlich untersuchen. Er wird zum Beispiel mit einer Lampe in den Mund und die Nase deines Babys leuchten. So kann er Rötungen und Reizungen erkennen. Danach wird er die Lymphknoten abtasten und die Lunge deines Babys abhören.
  • Laboruntersuchung: Um sicher zu sein, dass es sich um RS-Viren handelt, kann der Arzt einen Abstrich machen. Dazu führt er ein kleines Teststäbchen in die Nase deines Babys ein und schickt es danach ins Labor. Meistens liegen die Testergebnisse innerhalb eines Tages vor.

Wie wird RSV behandelt?

Es gibt kein Mittel gegen RSV. Denn im Gegensatz zu einer Infektion mit Bakterien helfen Antibiotika bei einer Virusinfektion nicht. Allerdings können die Symptome gelindert werden. Zum Beispiel durch Dampfbäder, Wadenwickel oder indem du den Oberkörper deines Kindes hoch lagerst.

Wie eine Infektion mit RSV behandelt wird, hängt davon ab, wie sich die Krankheit entwickelt. Zum Glück verläuft eine RSV-Infektion normalerweise mild, sodass dein Baby zu Hause schnell von selbst wieder fit wird.

Behandlung Zuhause

Normalerweise hat dein Baby einfache Erkältungssymptome, wenn es sich mit RS-Viren angesteckt hat. Bei einem milden Verlauf ist dein Baby nach einer Woche wieder fit. In diesem Fall kannst du eine RS-Infektion wie eine normale Erkältung behandeln. Wichtig ist, dass dein Baby genug trinkt. Dadurch bleiben die Schleimhäute feucht und dein Baby kann den Schleim aus den Atemwegen abhusten.

Behandlung im Krankenhaus

Wenn dein Baby Atemprobleme bekommt, sich die Haut blau verfärbt, dein Baby schlapp und müde ist und nicht viel trinkt, muss es im Krankenhaus behandelt werden. Dort kann der Sauerstoffgehalt im Blut überwacht werden. Ist der Sauerstoffgehalt zu niedrig, bekommt dein Baby über einen Schlauch in der Nase oder eine Maske zusätzlichen Sauerstoff verabreicht. In seltenen Fällen kann die Infektion so schwer verlaufen, dass dein Baby beatmet werden muss.

Wie kann ich einer Ansteckung mit RSV vorbeugen?

Da RS-Viren weit verbreitet sind, ist es schwer, sich effektiv vor ihnen zu schützen. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du die Wahrscheinlichkeit, dass ihr euch ansteckt, verringern.

  • Wasche regelmäßig die Hände.
  • Reinige viel genutzte Oberflächen, sowie Türklinken und Spielzeug täglich.
  • Niese in den Ellenbogen.
  • Lasse dein Kind zuhause, wenn es krank ist.
  • Vermeide den Kontakt zu anderen.

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